Worklife Quality in der Praxis

08.01.2015

Gesundheitsförderung am Beispiel der Gailtal Klinik und des LKH Laas in Kärnten

In unserer neusten Publikation in der Zeitschrift 'Soziale Sicherheit' legen wir dar, dass Betriebliche Gesundheitsförderung kein eigenes Instrument neben einer Vielzahl von anderen betrieblichen Instrumenten sein muss. Sie sollte sich aus einer guten Personal-, Organisations- und Qualitätsentwicklung von selbst ergeben. Das ist aber nur dann möglich, wenn die betriebswirtschaftlichen Instrumente im Einklang mit den psychischen Grundbedürfnisse (Basic Needs) der Mitarbeiter sind.

Das Konzept Worklife Quality (WLQ), das von Human Impact angewendet wird, ist ein Metakonzept, mit dem man betriebliche Prozesse dahin gehend evaluieren kann, inwieweit sie zur Erfüllung der menschlichen Grundbedürnfisse nach Autonomie-, Kompetenz-, Partizipations- und Sinnerleben beitragen. Werden diese sog. "Basic Needs" erfüllt, dann entsteht daraus Wohlbefinden, Gesundheit, Motivation und Produktivität.

Eine besondere Dynamik wird entfaltet, wenn diese Bedürfnisse und deren Erfüllung auch im Gegenüber erkannt und gefördert werden (das Gegenüber als Spiegel der eigenen Existenz). Das geschieht dann, wenn z.B. eine Pflegekraft ihre Unterstützung für die Patienten nicht mehr als reine „Behandlung“ begreift, sondern als gemeinsamen Prozess der Kompetenzentwicklung. Die wechselseitige Beachtung der Basisbedürfnisse und eine wirkungsorientierte Evaluation führen dazu, dass man vor allem „die richtigen Dinge tut“ und dadurch Kosten spart.

Wie das geht, zeigt das Beispiel der Gailtal-Klinik und des LKH Laas, welche in der Pflege Kinaesthetics praktizieren. Das Weiterbildungskonzept Kinaesthetics stellt die Eigenwahrnehmung der Bewegung in den Mittelpunkt. Dadurch kann eine effektivere Bewegungsgestaltung sowohl für die Pflegekraft als auch für den Patienten erreicht werden, was auf beiden Seiten zu einer körperlichen und psychischen Entlastung führt. Die Evaluation belegt bereits nach einem Jahr, dass die beiden Krankenhäuser mit Kinaesthetics nicht nur eine wirkungsvolle Personal- und Qualitätsentwicklung betreiben, sondern zusätzlich die Gesundheit der Belegschaft unmittelbar fördern. So konnte innerhalb relativ kurzer Zeit die Gruppe der körperlich Belasteten von 21 % auf 8 % gesenkt und die Gruppe der psychisch sehr gesunden von 20 auf 28 % erhöht werden. Gleichzeitig stieg die Produktivität der Mitarbeiter. Vor der Einführung durch Kinaesthetics mobilisierten, wuschen etc. zwei Pflegekräfte einen Patienten. Im Zuge der Einführung von Kinaesthetics wurden die Pflegetätigkeiten auf den Stationen zunehmend alleine durchgeführt. Die steigende Selbständigkeit der Patienten und eine Entlastung der Angehörigen führen zu höherer Lebensqualität beider Gruppen. So entstand für alle Beteiligten eine win-win-Situation. Das Konzept Worklife Quality ist nicht nur ein Konzept zur Evaluierung von Kinaesthetics Bildungsprozessen, sondern ein Metakonzept für alle betrieblichen Maßnahmen. Dadurch ergibt sich ein Potenzial mit großer Wirkung.

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